Graue Wölfe für Kreis und
Stadt?
Das Eigene, oder gar das Nationale, steht bei den
„Grünen“ zumeist nicht hoch im Kurs. Letzteres gilt als Gespenst der
Vergangenheit. Ultra-Nationalisten zeigen sie die rote Karte. Dachte
man.
Zumindest heimischen Ultra-Nationalisten, von denen
es nicht allzu viele gibt. Bei türkischstämmigen Geistesbrüdern drücken
die „Grünen“ hingegen offenbar beide Augen zu. Möchte man sich doch
durch die Förderung von Personen aus anderen Kulturkreisen in der Partei
die eigene Toleranz und Offenheit beweisen. Genauer hinzusehen, ist
dabei eher hinderlich und obendrein mühsam. Zudem handelt man sich
dadurch unter Umständen schnell den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit
ein, dem sich niemand gerne aussetzen möchte. Und der ein oder andere
Moslem auf der Kandidaten-Liste verspricht die Erschließung neuer
Wählergruppen. (Zumindest solange es keine Konkurrenz durch islamische
Parteien gibt.)
Die Pfaffenhofener „Grünen“ stellten nun Aysel Erdem
aus den Reihen des hiesigen Moscheevereins („DiTiB“) als Bewerberin für
ein Mandat im Kreistag auf. Frau Erdem spricht gut Deutsch, engagierte
sich im Elternbeirat einer Schule, beteiligte sich an sog.
interreligiösen Veranstaltungen und fand Wertschätzung wegen ihres
freundlichen Wesens. Sie durchlief eine Ausbildung in Sachen „Dialog“
bei ihrem türkisch-staatlichen Islam-Verband DiTiB und wurde in der
Öffentlichkeit als Musterbeispiel gelungener Integration präsentiert:
als Muslimin, die das islamische Kopftuch mit einem bayerischen Dirndl
kombiniert. Aber steht Aysel Erdem politisch wirklich für die Ideale der
„Grünen“ bzw. für Prinzipien, denen unser Staat verpflichtet ist?
Die Interessengemeinschaft „Bürger gegen Islamzentrum
an der Hohenwarter Straße“ hat im Sommer öffentlich auf die Sympathien
hingewiesen, die die ultra-nationalistischen Grauen Wölfe im
Pfaffenhofener DiTiB-Verein genießen. Das Ganze reicht bis zum
Schriftführer, der Mitglied im Vorstand ist, und zum Bruder des
Vorsitzenden, der ein militantes Graue-Wölfe-Video mit stark
anti-kurdischer Ausrichtung verbreitete.
Für Aysel Erdem, die Frauen-Beauftragte des Vereins,
war dies aber nicht einmal ein Grund, nun wenigstens öffentlich
Sympathiebekundungen für diese türkische Gruppierung zu unterlassen. Im
Sozialen Netzwerk „Facebook“ erklärte Erdem gleich gegenüber fünf
Graue-Wölfe-Seiten, dass sie ihr gefielen. Ihr eigenes Profil mit
Halbmond und Stern auf rotem Grund trug den Namen „Vatan Aski“
(Vaterlandsliebe; jetzt „Vatan Bayrak Aski“), womit augenscheinlich
nicht die Bundesrepublik Deutschland gemeint ist - Staatsbürgerschaft
hin oder her.
Auf den Graue-Wölfe-Seiten wird das Gedenken an
Oberst Türkes, den Führer der ultra-nationalistischen Bewegung,
hochgehalten. Die Militanz und Minderheitenfeindlichkeit der
großtürkischen „Idealisten“ (Eigenbezeichnung) ist hinlänglich bekannt.
Einer ihrer Anhänger war auch der Papst-Attentäter Ali Agca. Staatliche
Behörden hierzulande stufen die Grauen Wölfe seit langem als
extremistisch ein.
Auf unsere erwähnte Kritik an der Pfaffenhofener
„DiTiB“ hatte der Vorsitzende im Sommer mit einer nichtssagenden
Erklärung reagiert, die alles andere als eine Distanzierung war.
Die Grünen wären hier gefordert, eine eindeutige
Grenzziehung vorzunehmen und dafür Sorge zu tragen, dass sie selbst
nicht zum Steigbügelhalter für derartige Kräfte in unserem Lande werden.
Die DiTiB, der deutsche Arm der türkischen
Religionsbehörde DIYANET, sieht in Grauen Wölfen in den eigenen Reihen
allem Anschein nach kein größeres Problem, fungiert der türkische
Nationalismus doch neben dem Islamismus als Instrument der Abgrenzung,
das dazu beitragen kann, eine Assimilation von Türken in Deutschland zu
verhindern. Eine eingehende Beschäftigung mit diesen beiden politischen
Hauptströmungen bei den Türken und eine klare Positionierung lassen
unsere Parteien bisher weitgehend vermissen. Dies betrifft nicht nur die
Grünen.
Bei der DiTiB ist Aysel Erdem auch in der
Frauengruppe des Landesverbands Südbayern mit Sitz in München aktiv. In
Pfaffenhofen gehört sie dem Vorstand des 2009 gegründeten
Internationalen Kulturvereins an, der sich mit sog. „interkulturellen“
und „interreligiösen“ Großveranstaltungen bemerkbar gemacht hat, die das
Zusammenleben von Einheimischen und Ausländern verbessern sollen. Ein
Graue-Wölfe-Fan ist damit rechtlich ein Vertreter dieses Vereins.
Wie hält es der „Internationale Kulturverein
Pfaffenhofen“ mit der „Idealisten“-Bewegung der Grauen Wölfe? Der
Verfassungsschutz berichtet diesbezüglich von „Bestrebungen, die sich
gegen den Gedanken der Völkerverständigung oder das friedliche
Zusammenleben der Völker richten“. Türkischen Jugendlichen sei die
Überlegenheit der Türken suggeriert worden, „so dass viele von ihnen ein
Gruppenbewusstsein entwickelten, das sich gegen die deutsche
Gesellschaft richtete“. Wie verträgt sich dies mit den Anliegen des
Vereins?
Von den Medien wünschte man sich, dass derartige
Dinge nicht in Kürze am Rande abgehandelt oder mit verlegenem Schweigen
übergangen würden.
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