Mittwoch, den 15.12.13  //  IG HOWA Stellungnahme

zum Artikel vom 16.02.2013 im Pfaffenhofener Kurier Seite 17

"Die Kreistagskandidaten der Grünen"


 

Graue Wölfe für Kreis und Stadt?

Das Eigene, oder gar das Nationale, steht bei den „Grünen“ zumeist nicht hoch im Kurs. Letzteres gilt als Gespenst der Vergangenheit. Ultra-Nationalisten zeigen sie die rote Karte. Dachte man.

Zumindest heimischen Ultra-Nationalisten, von denen es nicht allzu viele gibt. Bei türkischstämmigen Geistesbrüdern drücken die „Grünen“ hingegen offenbar beide Augen zu. Möchte man sich doch durch die Förderung von Personen aus anderen Kulturkreisen in der Partei die eigene Toleranz und Offenheit beweisen. Genauer hinzusehen, ist dabei eher hinderlich und obendrein mühsam. Zudem handelt man sich dadurch unter Umständen schnell den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit ein, dem sich niemand gerne aussetzen möchte. Und der ein oder andere Moslem auf der Kandidaten-Liste verspricht die Erschließung neuer Wählergruppen. (Zumindest solange es keine Konkurrenz durch islamische Parteien gibt.)

Die Pfaffenhofener „Grünen“ stellten nun Aysel Erdem aus den Reihen des hiesigen Moscheevereins („DiTiB“) als Bewerberin für ein Mandat im Kreistag auf. Frau Erdem spricht gut Deutsch, engagierte sich im Elternbeirat einer Schule, beteiligte sich an sog. interreligiösen Veranstaltungen und fand Wertschätzung wegen ihres freundlichen Wesens. Sie durchlief eine Ausbildung  in Sachen „Dialog“ bei ihrem türkisch-staatlichen Islam-Verband DiTiB und wurde in der Öffentlichkeit als Musterbeispiel gelungener Integration präsentiert: als Muslimin, die das islamische Kopftuch mit einem bayerischen Dirndl kombiniert. Aber steht Aysel Erdem politisch wirklich für die Ideale der „Grünen“ bzw. für Prinzipien, denen unser Staat verpflichtet ist?

Die Interessengemeinschaft „Bürger gegen Islamzentrum an der Hohenwarter Straße“ hat im Sommer öffentlich auf die Sympathien hingewiesen, die die ultra-nationalistischen Grauen Wölfe im Pfaffenhofener DiTiB-Verein genießen. Das Ganze reicht bis zum Schriftführer, der Mitglied im Vorstand ist, und zum Bruder des Vorsitzenden, der ein militantes Graue-Wölfe-Video mit stark anti-kurdischer Ausrichtung verbreitete.

Für Aysel Erdem, die Frauen-Beauftragte des Vereins, war dies aber nicht einmal ein Grund, nun wenigstens öffentlich Sympathiebekundungen für diese türkische Gruppierung zu unterlassen. Im Sozialen Netzwerk „Facebook“ erklärte Erdem gleich gegenüber fünf Graue-Wölfe-Seiten, dass sie ihr gefielen. Ihr eigenes Profil mit Halbmond und Stern auf rotem Grund trug den Namen „Vatan Aski“ (Vaterlandsliebe; jetzt „Vatan Bayrak Aski“), womit augenscheinlich nicht die Bundesrepublik Deutschland gemeint ist - Staatsbürgerschaft hin oder her.

Auf den Graue-Wölfe-Seiten wird das Gedenken an Oberst Türkes, den Führer der ultra-nationalistischen Bewegung, hochgehalten. Die Militanz und Minderheitenfeindlichkeit der großtürkischen „Idealisten“ (Eigenbezeichnung) ist hinlänglich bekannt. Einer ihrer Anhänger war auch der Papst-Attentäter Ali Agca. Staatliche Behörden hierzulande stufen die Grauen Wölfe seit langem als extremistisch ein.

Auf unsere erwähnte Kritik an der Pfaffenhofener „DiTiB“ hatte der Vorsitzende im Sommer mit einer nichtssagenden Erklärung reagiert, die alles andere als eine Distanzierung war.

Die Grünen wären hier gefordert, eine eindeutige Grenzziehung vorzunehmen und dafür Sorge zu tragen, dass sie selbst nicht zum Steigbügelhalter für derartige Kräfte in unserem Lande werden.

Die DiTiB, der deutsche Arm der türkischen Religionsbehörde DIYANET, sieht in Grauen Wölfen in den eigenen Reihen allem Anschein nach kein größeres Problem, fungiert der türkische Nationalismus doch neben dem Islamismus als Instrument der Abgrenzung, das dazu beitragen kann, eine Assimilation von Türken in Deutschland zu verhindern. Eine eingehende Beschäftigung mit diesen beiden politischen Hauptströmungen bei den Türken und eine klare Positionierung lassen unsere Parteien bisher weitgehend vermissen. Dies betrifft nicht nur die Grünen.

Bei der DiTiB ist Aysel Erdem auch in der Frauengruppe des Landesverbands Südbayern mit Sitz in München aktiv. In Pfaffenhofen gehört sie dem Vorstand des 2009 gegründeten Internationalen Kulturvereins an, der sich mit sog. „interkulturellen“ und „interreligiösen“ Großveranstaltungen bemerkbar gemacht hat, die das Zusammenleben von Einheimischen und Ausländern verbessern sollen. Ein Graue-Wölfe-Fan ist damit rechtlich ein Vertreter dieses Vereins.

Wie hält es der „Internationale Kulturverein Pfaffenhofen“ mit der „Idealisten“-Bewegung der Grauen Wölfe? Der Verfassungsschutz berichtet diesbezüglich von „Bestrebungen, die sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung oder das friedliche Zusammenleben der Völker richten“. Türkischen Jugendlichen sei die Überlegenheit der Türken suggeriert worden, „so dass viele von ihnen ein Gruppenbewusstsein entwickelten, das sich gegen die deutsche Gesellschaft richtete“.  Wie verträgt sich dies mit den Anliegen des Vereins?

Von den Medien wünschte man sich,  dass derartige Dinge nicht in Kürze am Rande abgehandelt oder mit verlegenem Schweigen übergangen würden.

 

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