Montag, den 24.03.14  //  IG-HOWA

 

 


 

Klares Votum zum Moscheebau?

Volkes Volker hat wieder zugeschlagen. PK-Kolumnist Bergmeister, der sich gern als Stimme jenes Demos ausgibt, den verächtlich zu machen, in seinen Kabarett-Zirkeln bisweilen als Eintrittskarte gilt (jüngst demonstriert durch den Politclown Simbeck), wendet sich über die Zeitung den Bürgern seiner Heimatstadt zu.

Der TV-Kritiker und Grimme-Preis-Juror zum Wahlausgang in Pfaffenhofen:
Die Stadt wird noch bunter! Finstere Kräfte der Reaktion, die einen Schatten auf das fröhliche Farbenspiel zu werfen drohten, sind geschwächt. Mitleid mit den Schwarzen, die ihm dafür sicher dankbar sein werden, Spott für die FDP. Bergmeisters Sym- und Antipathien sind, wie gewohnt, klar verteilt. Pfaffenhofen darf sich glücklich schätzen, mit diesem Wahlergebnis den geistigen Sphären mancher Münchner Bühnenwelten ein Stück näher gerückt zu sein, die im Umkreis von Medien, Macht und Geld im Gefühl moralischer Überlegenheit die kritische Attitüde pflegen.

Wird zunächst noch in freudigem und hämisch-schadenfreudigem Ton dieses und jenes Altbekannte vorgetragen, so wartet der PK-Schreiber am Ende mit ganz neuen Erkenntnissen auf. Aus dem Wahlergebnis liest er ein klares Votum zum Moscheebau heraus. Die IG Howa sei mit ihrer Flugblattaktion gescheitert.
Letzteres wird stimmen, wenn man den Erfolg an dem Ziel misst, den Einzug des ein oder anderen auf dem Flugblatt Genannten in den Stadtrat zu verhindern. Aber bedeutet der Wählerspruch auch ein klares Votum zur Moschee?

In den letzten Tagen vor der Wahl hat die IG Howa an etwa 80% der Haushalte im Gemeindegebiet Flugblätter verteilt. Da etwa die Hälfte der Wähler vorher schon per Briefwahl abgestimmt hatte, können maximal 40% der Wähler erreicht worden sein. Nun landet bei der Fülle von Wahlwerbung in der letzten Zeit vieles ohne nähere Betrachtung im Papierkorb oder wird nicht von allen Haushaltsangehörigen angesehen. Somit wird man annehmen können, dass vielleicht (!) 25% der Wähler vor ihrer Wahlentscheidung das Flugblatt gelesen hatten (75% nicht). Allein schon dadurch war der Einfluss begrenzt. Wie das Viertel, das erreicht worden sein könnte, bei seiner Wahl reagiert hat, vermag mangels diesbezüglicher Umfragen niemand zu sagen.

Die Flugblattaktion dürfte von Vornherein wenig geeignet gewesen sein, auch nur einen der erwähnten Stadtratskandidaten aus diesem Gremium fernzuhalten. Denn den Bewerbern genügt es für ein gutes Ergebnis, von einer recht kleinen Minderheit direkt unterstützt zu werden.

Um ganz vorne dabei zu sein (ca. 5000 bis 7000 Stimmen), kann einem Stadtratskandidaten die direkte Unterstützung durch weniger als 2000 Bürger (mit jeweils 1 bis 3 Stimmen) reichen, was einem Anteil von etwa 15 Prozent der Wähler (weniger als 10 Prozent der Wahlberechtigten) entspricht!
Wie viele direkte Wähler ein Kandidat genau braucht, hängt neben der durchschnittlichen Stimmenzahl, die er von den direkten Wählern erhält (zwischen 1 und 3), davon ab, wie viele zusätzliche Voten ihm die Liste einbringt. Das hat mit der Partei, dem Listenplatz und der Häufigkeit, mit der er auf der Liste steht (mögliche Mehrfach-Nennung, sog. Vorkumulieren), zu tun. Es bestehen von Fall zu Fall geringfügige Unterschiede.

Außer Bürgermeister Herker dürfte keiner der mit den besten Ergebnissen gewählten Stadträte von sehr viel mehr als 25 Prozent der Wähler (15 Prozent der Wahlberechtigten) direkt unterstützt worden sein.

Eine entscheidende Rolle spielt also die Gunst von Minderheiten, bei denen nicht selten persönliche Beziehungen zu Kandidaten von Belang sind. Der (Wieder-)Einzug der auf dem Flugblatt vermerkten, recht bekannten Personen mit guten Listenplätzen in den Stadtrat war somit weitestgehend vorprogrammiert.
Einige von ihnen könnten von der Aktion der IG Howa unterm Strich sogar in einem geringeren Umfang profitiert haben. Denn die Flugblätter werden auch Leute zur gezielten Wahl der Moscheebefürworter animiert haben. Es mag eine kleine Gruppe von Wählern sein, die so reagiert hat. Bei Bedingungen, unter denen es sich auszahlt, wenige Wähler stark zu mobilisieren (bis zu 3 Stimmen direkt), wird man solche Kleingruppen jedoch nicht aus dem Blick verlieren dürfen.

Von der Zeitung (deren Mitarbeiter, im Gegensatz zur IG Howa, teils seit Jahrzehnten mit allen Details von Stadtratswahlen vertraut sind) erwartet man indes vergeblich, dass sie solche einfachen Rechnungen aufstellt, Analysen durchführt und ihre Leser wahrheitsgemäß darüber ins Bild setzt.

Der Pfaffenhofener Kurier begreift seine Monopolstellung nicht als Verpflichtung zur Zurückhaltung in Sachen Parteinahme, zu einer besonderen Verantwortung bei der Behandlung verschiedener Standpunkte. Er sieht darin ein Instrument, den Diskurs einzuengen, andere Meinungsäußerungen in negatives Licht zu rücken oder zu übergehen und Positionen seiner Günstlinge durchzusetzen - in einer Rücksichtslosigkeit, die besonders bei bestimmten Themen inzwischen zu einer schweren Belastung für jegliche Diskussion und sachorientierte politische Entscheidungsfindung geworden ist.
Dass der PK seit gut zehn Jahren ganz in Ingolstädter Hand ist, begünstigt darüber hinaus nicht gerade Pfaffenhofener Selbstbestimmung.

Wie viele Leser der Donaukurier mit seinen jüngsten Artikeln zum Moschee- und Minarettbau in Pfaffenhofen wieder vor den Kopf stößt, scheint ihm entweder nicht bewusst oder aber egal zu sein. Keine Rede mehr davon, was die DiTiB laut den Zeitungsberichten von Herrn und Frau Steinbüchler über Jahre in Pfaffenhofen für Versprechungen gemacht hatte (siehe Mitteilung der IG Howa vom 17.03.2014). Diejenigen, denen sich jedesmal die Haare aufgestellt haben, wenn im Zusammenhang mit den Moscheeplänen die Worte „Bürgerentscheid“ und „Bürgerbeteiligung“ gefallen waren, lassen ihren Kolumnisten fürs Grobe wider besseres Wissen nun verkünden, die Wahl sei „fast so etwas wie ein nachträglicher kleiner Bürgerentscheid für die Moschee“ gewesen.

Keine Darstellung kann von den Fakten offenbar weit genug entfernt sein, dass der PK nicht zu ihr Zuflucht suchte, wenn es ihm gerade in den Kram passt. Das Vergnügen, welches die Verantwortlichen dabei empfinden, wird ähnlich sein wie das eines Geldfälschers, der mit einer seiner Blüten bezahlt und damit durchkommt. Was auf der Strecke bleibt, schert niemanden.
Seit langem sperrt der Donaukurier seine Artikel zum Moscheebau im Internet für Kommentare. Der Diskussionszeitraum sei leider schon abgelaufen, heißt es da. Dass er gar nie angelaufen ist, wer möchte das so genau nehmen?

Fast feierlich ruft Volker Bergmeister abschließend einen Sieg für die Toleranz aus.
Welcher Sieg und welche Toleranz?

Triumphiert hat am 16. März Bürgermeister Herker, der im ersten Wahlgang der Bürgermeisterwahl 7178 Stimmen (63% der Wähler, 37% der Wahlberechtigten) für sich verbuchen konnte.
Dieses Ergebnis angesichts - bis auf den Moscheebau - günstigster Umstände (schwach gebliebener gegnerischer Kandidaten und Parteien, guter Steuereinnahmen, zahlreicher verschiedener Aktivitäten in der Stadt während der letzten Jahre, spektakulärer Preise, eines Bilderbuchwahlkampfs, voller Unterstützung durch die einzige lokale Tageszeitung) einzuordnen, bleibt ihm selbst überlassen.

Eine wirkliche (direkt auf das Thema bezogene) Abstimmung aller Gemeindebürger über den Moscheebau der türkischen Religionsbehörde in Pfaffenhofen ist das Schreckgespenst des islamischen Vereins und seiner Unterstützer. Deswegen gab es sie nicht und wird es sie natürlich nicht mehr geben.
Manipulation und Meinungsmache des Pfaffenhofener Kuriers und seines Kolumnisten hingegen bleiben aller Voraussicht nach weiter Morgenglück des hiesigen Zeitungslesers.

 

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